Schaffenskrise Kapitel 6

Symbolfoto Time to Write

So lange schon ist es her, als Ella begonnen hat, Ihnen die traurige Geschichte von Marie und Mandi zu erzählen. 

Wir, also Ella und ich, wir habe wohl so etwas wie eine Schaffenskrise.

Ja wie den das ? Werden Sie sich fragen.

Glauben Sie mir, es ist gar nicht so einfach Geschichten zu erzählen, die Menschen betreffen, die sich dazu nicht mehr äußern können, weil sie Tod sind. 

Ich habe irgendwie noch keine rechte Genehmigung von Marie und Mandi diese Geschichte aus der Sicht von Ella zu erzählen. 

Eine große Frage treibt die Erzählerin seit Monaten um. „Erzähle ich was wirklich war und wie wirklich ist die Wirklichkeit?“

Sicher haben Sie das Phänomen auch schon erlebt, dass Sie sich mit einem anderen Menschen einen Film angesehen haben und bei der Nacherzählung zwei ganz unterschiedliche Geschichten herausgekommen sind. 

So geht es Ella mit Marie und Mandi – Eltern und Tochter, die mit Sicherheit ganz unterschiedliche Wahrnehmungen zu ihren Erlebnissen, Begegnungen und zu ihren Konflikten haben. Nur die Mutter und der Vater leben nicht mehr und aus der Sicht der Tochter diese Geschichte zu erzählen ist wohl sehr einseitig und subjektiv, vielleicht auch ganz ungerecht.  

Ella fragt sich ständig, ob es ihr gelingen wird, bei all den unschönen Erlebnissen, die Geschichte so zu erzählen, dass sie den zweifelsohne auch guten Seiten aller Figuren ebenso gerecht wird.  

Wir sind doch bei unserem Denken und Handeln auch immer das Produkt unserer Erlebnisse und Erfahrungen.

Ella möchte heute ihre Mutter frei sprechen von jeder Schuld und von jeder Verantwortung mit der Begründung „Sie hatte es ja selbst so unglaublich schwer, sie hat es eben nicht besser gekonnt und nicht besser gewusst“ 

Die größte Liebe meines Lebens mein herzenskluger Sohn Sascha der selbst Vater zweier Töchter ist, hat letzte Woche gemeint: „Wenn man als Kind schlechten, traurigen und dramatischen Ereignissen ausgeliefert war, heißt das noch lange nicht, dass man als Erwachsener das ebenso an seine Kinder weitergeben muss.                                                                                                                                                                                                  Gewiss, die Gefahr ist groß, weil wir durch die Erlebnisse unserer Kindheit geprägt sind und doch entscheiden wir als Erwachsene jede Sekunde selbst wie wir agieren, reagieren und mit unseren eigenen Kindern umgehen.“

Aber machen Sie, geschätzte LeserIn sich selbst ein Bild.

Sascha hat mich überzeugt  – ich werde Ihnen die Geschichte von Ella, die längst gelebt ist, erzählen.

Vielleicht ist die eine oder andere Situation dabei, die Ihnen bekannt vorkommt, weil auch Sie ähnliches erlebt haben.

Vielleicht ist es mir ja möglich, Ihnen die eine oder andere Erklärung mitzuliefern, die auch Ihnen dabei hilft zu verstehen, vor allem aber zu vergeben.

Das Leben wird erst wirklich leicht, luftig und schön, wenn sich Kreis um Kreis schließt, wenn Frieden einkehrt und wenn man mit niemand auf dieser Welt im Bösen ist.